Die Rolle der Spielleitung
Wer zum ersten Mal die Rolle der Spielleitung übernimmt, fragt sich an dieser Stelle, wie das Spiel und die restliche Gruppe geleitet und begleitet werden sollen. Um dir den Einstieg als Spielleitung zu erleichtern, widmet sich dieser Artikel genau dieser besonderen Rolle und wie sie ausgestaltet werden kann, um damit ein Fundament für eine positive Spielerfahrung für alle zu legen.
Was ist die Spielleitung? Die Spielleitung besteht aus der Person, die die Session oder Kampagne vorbereitet. Sie erschafft die Welt und die Herausforderungen, denen sich die Gruppe stellen muss. Sie verkörpert Monster, Tiere, Nichtspielercharaktere (NPCs) – sogar die Elemente dieser Welt. Sie kennt den Plot der Geschichte, ist Geschichtenerzähler und gegebenenfalls auch ein wenig Schauspieler. Zugleich ist sie aber auch Regelwächter und Schiedsrichter. Und darüber hinaus muss sie für ein Gleichgewicht innerhalb der Gruppe sorgen, damit niemand zu präsent ist oder eine andere Person zu wenig Beachtung findet.
Durch eine solche Auflistung wird die besondere Rolle der Spielleitung deutlich. Eine allgemeingültige Auslegung, wie du diese Rolle optimal umsetzen kannst, gibt es nur bedingt. Neben grundlegenden Ansätzen und Ideen gibt es noch einige Spannungsfelder, in denen sich die Spielleitung beziehungsweise das Spiel bewegt.
Grundsätzlich ist zu erwähnen, dass Pen-and-Paper-Spiele nicht nur dein Spielfeld sind. Wichtig zu verstehen ist, dass alle an der Gestaltung des Spiels teilhaben sollen. Während du als Spielleitung die Welt und damit den groben Rahmen erschaffst, bewegen sich die Spielenden in dieser Welt und formen sie durch ihre Entscheidungen. Die Interaktion zwischen dir und den Spielenden erweckt diese Welt erst zum Leben.
Du erzählst eine Geschichte: Als Spielleitung bist du ein neutrales Element im Spiel. Du bist weder dafür da, die Spielenden zu unterstützen (mit einigen Ausnahmen) noch um gegen sie zu spielen, als eine Art allgegenwärtiger Antagonist!
Du bist Schieds-/Richter: Bei Uneinigkeiten, zum Beispiel bei der Auslegung von Regeln und Möglichkeiten der Spielenden, hast du das letzte Wort. Wichtig ist hier, dass die Entscheidungen nicht willkürlich erscheinen und deine Entscheidungen beständig sind – also dass sich deine Entscheidung zu einer Angelegenheit nicht ständig ändert. Natürlich kann sich deine Meinung über die Auslegung einer Regel mal ändern. Sollte dies der Fall sein, kannst du zum Beispiel zu Beginn der Spielrunde diese Meinungsänderung ankündigen, damit die Spielenden nicht während des Spielverlaufs plötzlich überrascht werden.
Regeln verstehen: Dieser Aspekt entwickelt sich mit der Zeit und Spielerfahrung. Zu Beginn reicht es, wenn du als Spielleitung die Grundregeln des jeweiligen Systems kennst. Keine Spielleitung kennt die Regeln eines größeren Systems zu Beginn zu 100%. Du musst als Spielleitung auch nicht alle Fähigkeiten aller Spielklassen kennen – dies ist zum Beispiel Aufgabe der Spielenden. Nimm dir also das Regelwerk zur Hilfe.
Zusammenarbeit: Pen-and-Paper-Spiele sind teambasiert. Hier ist wichtig, dass eine gute Grundstimmung zwischen den Spielenden besteht. Du als Spielleitung kannst darauf achten, dass alle Spielenden gleich viel Aufmerksamkeit und Gelegenheit bekommen, mit der Welt zu interagieren. Auch können Aufgaben so gestaltet werden, dass niemand alleine für den Erfolg der Gruppe verantwortlich ist. Für eine gute Grundstimmung zu sorgen, ist aber nicht nur Aufgabe der Spielleitung. Hier kann wieder die Feedback-Runde zum Ende einer Session helfen. Im Grunde haben alle dasselbe Ziel: Gemeinsam Spaß haben!
Das Gleichgewicht zwischen Leiten und Begleiten: Die Umsetzung aller Genres und Systeme bewegt sich auf einem Spektrum; zwischen Railroad und Sandbox. Während Railroad-Sessions/Kampagnen ein lineare Abenteuer vorgeben, haben Spielenden in Sandbox-Sessions/Kampagnen den größtmöglichen Einfluss auf die Spielwelt, durch freie Handlungsentscheidungen und entsprechende Konsequenzen darauf.
Das Gleichgewicht zwischen Rollenspiel und Kampf-/Strategiespiel: PnP-Spiele bestehen oft aus den beiden Komponenten Rollenspiel und dem Lösen von kämpferischen Herausforderungen. Dabei ist es sogar möglich, das Spiel komplett ohne kämpferische Handlungen zu meistern. Hier stehen dann die Rollenspiel-Aspekte und damit die Interaktionen zwischen den Spielenden und den NPCs im Vordergrund, zum Beispiel in einem urbanen Abenteuer, bei dem es um Politik und Intrigen geht. Umgekehrt ist es auch so, dass, wenn der Gruppe vor allem der kämpferische Aspekt wichtig ist, jede Begegnung zu einer taktischen Herausforderung auf dem Schlachtfeld wird. Auch hier lohnt es sich herauszufinden, welches Maß für die jeweilige Gruppe das richtige ist. Dies kann vor allem im Vorfeld einer Kampagne mit der gesamten Gruppe besprochen werden.
Das Feedback: Eine der grundlegenden Möglichkeiten, das beste Spielerlebnis für alle zu erreichen, ist es, dir als Spielleitung am Ende jeder Spielsession ein Feedback der Spielenden einzuholen. Mit einem Feedback weißt du, was gut läuft und woran noch gearbeitet werden kann: Art der Erzählung, Schwierigkeit der Herausforderungen, mehr Sandboxelemente oder Kämpfe etc.
Das Wichtigste – Spaß haben: Das Wichtigste ist, Spaß zu haben! Pen-and-Paper-Spiele sind eine Gelegenheit, mit Freunden zusammenzukommen, neue Leute kennenzulernen und fantastische Abenteuer zu erleben. Lasst euch von der Magie des Spiels mitreißen und genießt jede Minute!